Flattr: Neuer Hype und versuchte Revolution im Netz


Flattr?! Was ist das denn – ein verspäteter Dienst der Web2.0-Welle? Der Name deutet stark darauf hin, erinnert dieser doch sehr an Flickr oder andere  mehr oder weniger beliebte Dienste im Netz die man nicht richtig aussprechen kann.

Wer Flattr noch nicht über den Weg gelaufen ist, wird es sehr bald tun (spätestens mit dem Lesen dieses Artikels 😉 ). Fast schon potenziell scheint es sich im Netz zu verbreiten, obwohl der Dienst noch immer in der Beta Phase ist.

Doch was ist das nun eigentlich? Flattr ist der Versuch, eine Möglichkeit für Anbieter freien Inhalts zu schaffen, um Geld zu verdienen. Das System soll so funktionieren: Jedes Mitglied zahlt einen beliebig hohen Betrag ein. Findet ein Flattr-Mitglied im Internet Inhalt jeglicher Art (also von Texten über Videos bis hin zu Software), kann er mit einem Klick auf den Flattr-Knopf einen Teil seines eingezahlten Geldes an den Autor geben. Abgerechnet wird am Ende des Monats. Dann entscheidet sich wie viel die jeweiligen Inhaltsanbieter bekommen. Wenn der „Flattr-er“ in einem Monat 50 verschiedene Inhalte „ge-flattr-t“ hat, bekommen die Anbieter jeweils 1/50 des Geldes. Auf der Flattr Webseite gibt es ein Video, dass das System etwas einleuchtender mit dem Vergleich einer Torte erklärt.

Die Frage, die sich nun stellt, ist: Will der gemeine Surfer wirklich für kostenlosen Inhalt zahlen? Schließlich leben wir in einer Zeit die geprägt ist von „Geiz ist geil“ und Finanzkrisen. Und dieses Gesetz gilt auf der Straße, im reellen Leben. Im Internet ist das doch noch viel krasser! Erinnern wir uns nur an die Anstrengungen die die Musikindustrie unternahm und weiterhin unternimmt um (Raub-)Kopien von Musik im Internet zu bekämpfen. Auch wenn P2P-Netzwerke in letzter Zeit mehr und mehr an Popularität verlieren, kann man weiterhin kinderleicht wenige Tage bis sogar wenige Stunden nach dem Erscheinen von Musik und Filmen diese im Netz finden und bekommen. Und das kostenlos, wenn auch illegal. Wenn es offensichtlich schon eine sehr niedrige Hemmschwelle gibt, sich illegal Inhalt anzueignen, warum sollte man dann freiwillig für etwas bezahlen, das man kostenlos und sogar legal bekommen kann?

Interessant finde ich das System allemal. Besonders weil es das erste ist, das es schafft Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn es gibt bereits einige andere Dienste die ähnlich sind. Von Kachingle oder PayMeCredit hatte ich vorher noch nicht gehört (erst jetzt in Vergleichen zu Flattr). Möglicherweise sind diese Dienste bekannter in anderen Ländern. Wirklich Sinn machen solche social micro-payment Dienste aber erst, wenn sie bei möglichst vielen Leuten bekannt und vor allem genutzt werden. Flattr ist da scheinbar auf einem guten Weg.

Mitte Februar hatte ich das erste Mal von Flattr gehört und hatte das auch gleich vorlaut kund getan. Ich hatte mich auch gleich in die Interessentenliste eingetragen. Aber erst vor etwa einer Wochen habe ich dann die Einladung zum mittesten bekommen. Mit einem Account kann man dann auch etwas tiefer in den Dienst blicken. So sieht man zum Beispiel wie das mit der Bezahlung funktioniert: Ich kann via Paypal Geld einzahlen, die Paypal-Gebühr bezahle dabei ich. Von den zwei Euro (die ich tatsächlich eingezahlt habe) bleiben nach Paypal 1,58 € bei Flattr. Die liegen dort dann einen Monat. Habe ich Flattr-Knöpfe gedrückt, werden die 1,58 € zu gleichen Teilen aufgeteilt und an die Autoren geschickt. Finde ich nichts, das es mir Wert wäre einen Flattr dafür auszugeben, geht das Geld an eine gemeinnützige Vereinigung. Im nächsten Monat gehen dann wieder zwei Euro in Richtung Flattr.

Bis hier her habe ich schon drei Probleme! Warum soll ich monatlich 42 Cent an Paypal zahlen? Paypal ist eine tolle Sache – wenn ich bei eBay einkaufe! Weniger wenn ich eigentlich freie, nicht-kommerzielle Inhalte unterstützen will (und Paypal ist ja wohl mal der Kommerz in Person). Gibt es dafür keine Alternativen? Warum muss ich das dann auch noch regelmäßig machen? (Allerdings habe ich auch noch nicht geguckt ob ich die monatliche Zahlung abstellen kann) Ich will vielleicht nicht jeden Monat für irgendwas und nichts bezahlen. Und warum geht das Geld an irgendwelche Vereine? Sicher, das ist eine noble Geste. Aber will ich das (jeden Monat)? Warum kann das Geld nicht einfach in meinem Konto bleiben, bis ich einen Flattr abgebe? Wenn ich spenden will, bevorzuge ich es vielleicht das selbst zu tun, um dann eine Spendenbescheinigung zu bekommen und es anschließend bei der Steuer geltend zu machen.

Abschließend will ich sagen, dass es spannend bleibt, zumindest für mich. Nachdem ich den Account habe, habe ich ein kleines Projekt gestartet (über das ich als nächstes berichten will). Je nach dem wie sich Flattr entwickelt, wird sich wohl hoffentlich auch mein kleines Projekt entwickeln. Mal sehen. Ganz plakativ gibt es auch noch einen Flattr-Knopf hier. Ich bezweifle zwar das jemand, der hier liest (wenn denn jemand liest 😉 ), einen Account hat, aber schaden kann es ja nicht 🙂 .


2 Antworten zu “Flattr: Neuer Hype und versuchte Revolution im Netz”

  1. Je öfter ich mir das System ansehe umso mehr widerstrebt es mir. Denn Flattr ist nichts weiter als Betteln 2.0… allerdings verdient bei dieser modernen Bettelei das meiste Geld ein Dritter. Paypal streicht schon für den Geldtransfer eine Menge Geld ein – und das bestimmt nicht ohne Absprache mit dem Anbieter der zusätzlich 10% möchte (oder waren es sogar 20%)? Aber wie fast überall auf der Welt ist sogar im komplexen deutschen Steuerrecht die „Bettelei“ einkommenssteuerbefreit – eine Goldgrube für die Erfinder (ja sogar das Betteln kann neu erfunden werden)! Von deinen 2 Euro gehen monatlich ca. 1/4 an den Provider! Und ich vermute, dass PayPal nochmal Geld möchte, wenn sie dir das „verdiente“ Geld auszahlen sollen!
    Und ich frage mal in den offenen, nicht sooo oft kommentierten Blog (:P) und damit dich: Was ist dir lieber? 10cent am Monatsende mehr auf dem Konto oder engagierte Leser die kommentieren / diskutieren? Die meisten Blogger machen es doch sicherlich nicht des Geldes wegen (die wenigen professionellen verdienen Geld durch Werbung!) und ein konstruktiver Kommentar ist doch dem Autor bestimmt viel wert!?
    Unabhängige Software- Entwickler kann man übrigens durch „PayWhatYouWant“ Angebote oder oft direkt über PayPal entlohnen!

    Motivierenden Arbeitstag!

  2. Das Prinzip finde ich nicht schlecht, so kann man den Blogbetreibern wirklich was zukommen lassen wenn sie gute arbeit machen. Allerdings sind diese hohen Gebühren für mich noch ein Grund da (noch) nicht mitzumachen.

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