Das Lümmeltütenproblem


Unser Papst ist empört! Er ist empört darüber das alle so erstaunt sind dass er nun doch Kondome erlaubt, aber niemand sich dafür interessiert was er noch so zu sagen hat. Ja er fühlt sich gar in seiner Intelligenz beleidigt. (n24.de).

Nun ja. Was soll man als toleranter und völlig „glaubensloser“ Mensch dazu sagen? Vielleicht erst einmal: Willkommen im Jahr 2010, Herr Pontifex! Schön dass die Kirche so langsam auch in der Gegenwart ankommt. So scheint es zumindest. Sieht man ein wenig genauer hin, kommt die Ernüchterung und das obligatorische Augenrollen. Denn die Lümmeltüten sind nur zur Vermeidung von Aids erlaubt. Was wiederum ein wenig verwirrt: Vor knapp einem Jahr erklärte Benedikt während seiner Afrikareise noch, Kondome würden das Aids-Problem nicht lösen und es nur verschlimmern.

Ich weiß nicht so recht wo ich anfangen soll meine Empörung zu dem Thema zu beschreiben. Wie kann sich jemand, ungeachtet seiner (religiösen) Stellung, in seiner Intelligenz beleidigt fühlen und im selben Atemzug Kondome verteufeln und ausschließlich zur Vermeidung von Aids als Ausnahme bei „begründeten Einzelfällen“ erlauben? Und die Betonung liegt hier klar bei der einen Krankheit! Andere Infektionskrankheiten sind im Vatikan scheinbar nicht bekannt. Leicht überspitzt könnte man meinen, zwischen den Zeilen eine Antragspflicht für die Nutzung von Präservativen zu lesen. Denn wer begründet hier die Einzelfälle? Der fromme Mann darf wohl kaum selbst darüber entscheiden, andernfalls gäbe es diese Diskussion ja nicht!

Eigentlich fühle ich mich nicht angesprochen von irgendwelchen religiösen Vertretern. Dennoch stellen sich bei mir die Fußnägel auf, wenn die  Kirche mit ihren Dogmen jeden (oder zumindest ihre Anhänger) bevormundet. Wer im Jahr 2010 ernsthaft über das Für und Wider von Verhütungsmitteln diskutiert, verdient keinerlei Beachtung!

Noch weniger kann ich verstehen, wie Kirchengänger (und ich hoffe insgeheim dass es Ausnahmen gibt) das einfach so fressen und Amen sagen. Beim stöbern durch Kommentare finde ich folgenden erschreckenden Beitrag:

Auf konservative Werte und den Glauben hinzuweisen ist einer der Verdienste von Papst Benedikt XVI, ebenso wie die Warnung vor uneingeschränktem Hedonismus der westlichen Welt. Als kluger Mann sieht er ein Stück weiter in die Zukunft als manch ein Politiker, seine Warnungen und Empfehlungen sollten deshalb mehr Gehör finden. Unfehlbar ist er nicht, und ich denke, er hat diesen Anspruch auch nie erhoben, er ist vielmehr der demütige dienende Hirte seiner Gemeinde, der diesen Dienst nicht mit dem Karrierestreben mancher Zeitgenossen verwechselt. Von den Gliedern seiner Gemeinde erwartet er Hilfe und damit ist er sogar das, was mancher als modern bezeichnen könnte. So vereint er im besten Sinne eine konservative Grundeinstellung mit einer Offenheit für neue wissenschaftlich begründete Erkenntnisse. (von Familienverfechter, 21.11.10, 12:15)

Und das meint der wohl voll ernst! … Aber bevor ich hier noch in Blasphemie verfalle und mein Anfangsthema aus den Augen verliere, füge ich dem nichts mehr hinzu. Jedem das Seine.

Abschließen möchte ich mit einem Aufruf:

Make Love! Safe!
Make Love!

3 Antworten zu “Das Lümmeltütenproblem”

  1. Gut geschrieben. Spiegelt in etwa auch meine Meinung wieder. Was der von Dir zitierte Kommentator vergisst, ist, dass die Position Papst von sich beansprucht der „Stellvertreter Christi auf Erden“ zu sein und somit „in Glaubensfragen unfehlbar“ sein soll :D. ^^ Den rennen einfach nur die Gläubigen weg, also ist leichte Anpassung angesagt. Das ist wie mit: „Die Erde ist eine Scheibe“ 😉

  2. Aber das mit der Scheibe ist ja nun schon ein paar Jährchen her 🙂 Die Wissenschaft heute ist auf einem ganz anderen Stand … wobei man nicht unbedingt studierter Wissenschaftler sein muss, um den Vorteil von Verhütungsmitteln zu verstehen 😉

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